Einleitung
„Mikill endanlegur“ – das große Finale in Island: Auf seiner letzten Etappe macht sich David Herzig auf, die restlichen Spots der Insel zu erobern. Bei so vielen Naturschauspielen und Highlights fällt der Abschied natürlich schwer.
Nachdem wir alle Vorräte wieder aufgefüllt und Reykjavik hinter uns gelassen haben, machen wir uns auf in Richtung Nordwesten. Hier liegt die Halbinsel Snaefellsnes, die auch als „Iceland in a Nutshell‟ bezeichnet wird. Lavafelder und Canyons, traumhafte Küstenabschnitte, sowie ein kleiner eigener Gletscher ist auf Snaefellsnes zu finden – fast wie ein kleines Best-Of-Album mit den Greatest Hits of Iceland. Die Tour lohnt sich also besonders für Leute, die wenig Zeit im knappen Gepäck haben, aber dennoch nicht auf die Vielfalt des Landes verzichten wollen. Für ganz Schnelle ist die Runde um die Snaefellsnes Peninsula von Reykjavik aus sogar innerhalb von einem Tag zu bewältigen.
Der Kirkjufell
Unser erster Stopp auf der Halbinsel führt uns zu einem der meist fotografierten Berge der Welt: dem Kirkjufell – oder auch „Church Mountain“ genannt. Den Berg, der aussieht wie eine Pfeilspitze, kennen Sie vielleicht schon, etwa aus der Serie „Game of Thrones‟, die teilweise in Island gedreht worden ist. Wer gerne Fotografen bei der Arbeit zusieht, wird hier zu jeder erdenklichen Tages- und Nachtzeit fündig.
Weiter entlang der Küste wird es wieder ruhiger, wir genießen die letzten warmen Sonnenstrahlen bevor es uns weiter in den verschneiten, hohen Norden verschlägt. Am Abend weckt eine verdächtige Felsspalte in einem Berg die Abenteuerlust von Tarah und mir. Wir erfahren, dass der Legende nach der Geist eines Troll in der Schlucht leben solle. Das macht uns natürlich gleich noch neugieriger, sofort machen wir uns auf den Weg.
Spukende Trolle haben wir zwar keine gefunden, eine fantastische Erfahrung war es aber dennoch. Zwischen den mächtigen vulkanischen Felswänden – und ohne jeglichen Verbindung zur Außenwelt – fühlten wir uns wie auf der Reise zum Mittelpunkt der Erde.
Der erste Schnee
Richtung Akureyri macht sich so langsam der nahende Winter zu bemerken. Die ersten Berge glitzern weiß aus der Landschaft und die Straßenverhältnisse verschlechtern sich. Jetzt gilt es mit besonderer Vorsicht zu fahren.
Unser nächste Ziel ist der Godafoss, einer der bekanntesten Wasserfälle des Nordens. Der Legende nach soll ein Mann um das Jahr 1000 n. Chr. hier, die letzten heidnischen Götterbilder hineingeworfen haben, nachdem das Christentum zur Staatsreligion geworden war. Daher auch der Name „Götterwasserfall‟.
Weiter geht es in Richtung Myvatn. So eine faszinierende Landschaft habe ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen: rings um uns vulkanisch-aktives Gelände. Überall blubbert und dampft und brodelt es aus der Erde. Die Hitze ist förmlich zu spüren! Gleichzeitig haben wir das Glück, hier den ersten Schnee der Saison zu sehen. Die Mischung aus extremer Hitze und winterlicher Kälte verzaubert die Landschaft in ein fast surreales Gemälde. Schon wieder fühle ich mich auf Island wie im Fotografen-Himmel.
Nach Egilsstadir
Die restliche Strecke von Laura bis nach Egilsstadir hat es ziemlich in sich, was die Straßenverhältnisse angeht. Wir haben nicht viele Möglichkeiten von der Route abzuweichen und konzentrieren uns schnellst möglich wieder zurück in weniger verschneite Regionen zu kommen.
Ein letztes mal machen wir uns gemeinsam auf den Weg entlang der Südküste Richtung Reykjavik und Keflavik Airport, wo ich nach 3 Wochen meine Begleiter absetzen werde, bevor es für mich zurück Richtung Seydisfjördur geht um die Fähre nach Hause zu bekommen.
Dieses mal konzentrieren wir uns besonders auf die Spots entlang der Küste, die wir beim letzten mal überspringen mussten. So bin ich zum Beispiel doch noch in der Lage meinen Traum vom Kayaken mit Eisbergen zu verwirklichen. Eine unbeschreibliche Erfahrung – und sogar der Wettergott hatte es gut mit mir gemeint.
Snaefellsnes Peninsula
Wir kommen zügig durch Richtung Reykjavik und entschließen uns, für den perfekten Abschluss des gemeinsamen Abenteuers ein weiteres Mal auf die Snaefellsnes Peninsula zu fahren. Dort wollen wir nochmal unser Glück zu versuchen, um Orcas in freier Wildbahn zu beobachten. Genau wie das Kayaken mit Eisbergen sind die Orcas ein lang gehegter Traum von mir. Ich versuchte mein Glück bisher bei jeder Möglichkeit, in Neuseeland oder im Norden Norwegens, aber leider nie mit Erfolg. Und auch dieses mal soll es nicht sein. Trotzdem ist es eine spektakuläre Erfahrung, mit einem Schiff hinaus in einen Blizzard zu fahren. Dabei bieten sich unglaubliche Fotomotive und Wetterszenarien, die mich ein wenig für die scheuen Orcas entschädigen.
Zurück in Reykjavik ist es dann an der Zeit, mich von meinen Gefährten zu verabschieden und mich alleine auf die letzte Etappe zurück in den Osten der Insel zu machen.
Einen kleinen großen Programmpunkt habe ich aber noch auf meiner Island-To-Do-Liste: Ich möchte einen der unzähligen Gletscher der Insel von innen erkunden. Dass ich das aber tatsächlich wahrmachen konnte, verdanke ich einer ganz speziellen Geschichte.
Der Skaftafell Nationalpark
Auf den Teils sehr flachen Küstenabschnitten mitten auf dem Atlantik tobt der Wind in diesen Tagen teilweise mit bis zu 200 Stundenkilometern. Das zwingt mich dazu, meinen geliebten SKY I in Sicherheit vor den orkanartigen Seitenwinden bringen zu müssen. Ein weiteres mal verschlägt es mich dabei in den Skaftafell Nationalpark. Hinter einer Hecke finde ich einen einigermaßen windgeschützten Platz, an dem ich mein Reisemobil erstmal abstelle – nicht wissend, dass ich dort für die nächsten fünf Tage festhängen würde. Denn der Orkan ist so stark, dass es selbst für die sturmerprobten Isländer ein besonderes Ereignis ist. Ganze Straßenabschnitte entlang der Küste werden gesperrt, weil die Windschutzscheiben der Autos von herumwirbelnden Steinen durchlöchert werden.
Der Vatnajökull
Wie es der Zufall mit mir aber so will, ist der Skaftafell National Park ein Teil des Vatnajökull National Parks – und der gleichnamige Gletscher der größte seiner Art in ganz Europa. Also Schluss mit Rumsitzen und rein mit mir ins glitzernde Eis!
Ich habe schon einige Gletscher auf der Welt gesehen, doch keine davon kamen mir jemals so blau und klar vor, wie die in Island. Teilweise ist das Eis so rein, dass man gefühlt bis zu drei Meter durch die Meterhohen Kristalle sehen kann.
Von der Kälte ganz steif und vom Wind gebeutelt, freue ich mich jeden Abend nach getaner Arbeit auf eine warme Mahlzeit und mein kuscheliges Bett in meinem SKY I, der Wind und Wetter wie ein Fels in der Brandung trotzt.
Als am fünften Tag der Wind endlich nachlässt, bin ich unheimlich froh, genug Zeit eingeplant zu haben. An der Fähre angekommen, muss ich zugeben, bin ich dann auch tatsächlich ein bisschen erleichtert, meine Reise wie geplant vollenden zu können.
Die Rückfahrt
Die Fährfahrt zurück nach Dänemark ist erstaunlich ruhig. Zum Abschluss der Reise zeigen sich mir die Färöer Inseln im Winterkleid von ihrer schönsten Seite.
Hinter mir liegt ein riesiges Abenteuer. Die Insel hat mich mit ihrer Schönheit völlig in den Bann gezogen. Ich bin mir sicher, nicht zum letzten Mal das Land der Elfen und Trolle im hohen Norden gesehen zu haben. Immerhin schuldet man mir ja auch noch mindestens einen spukenden Troll – und ein paar der majestätischen Orcas …
Ein riesiges Dankeschön geht von mir an KNAUS, die mir den SKY I für den gesamten Reisezeitraum anvertraut haben – und somit dieses Projekt erst möglich gemacht haben. Aller Strapazen zum Trotz konnte ich das Fahrzeuge wieder heil abgeben. Leicht gefallen ist mir die Trennung aber nicht gerade. Deswegen freue ich mich jetzt schon auf weitere gemeinsame Projekte in der Zukunft.
Ich hoffe, euch mit diesem 3-teiligen Reisebericht einen kleinen Eindruck eines überwältigenden Landes näher gebracht zu haben. Jeder Kilometer hat sich gelohnt – und sei euch sehr, sehr ans Herz gelegt. Góð ferð, liebe KNAUS-Freunde!
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© Fotomaterial: David Herzig
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