Einleitung

Eine Woche quer durch Burgund. Ziel: die schönsten und interessantesten Kathedralen, Kirchen und Klöster der Region. Diakon Martin Heubach und sein Bruder Gottfried fahren mit dem SAINT & SINNER von Campingplatz zu Campingplatz, genießen die idyllischen Landschaften Frankreichs und kommen dem Heiligen und Göttlichen der spirituellen Pilgerorte näher.

Tag 1 – Ronchamp

Meine Reise begann schon am Vortag mit der Abholung des Wohnmobiles im Werk der Firma Knaus Tabbert in Jandelsbrunn. Freundlich und zuvorkommend wurde mir der SAINT & SINNER übergeben. Schon sehr früh am Morgen starte ich um 4:30 Uhr in Roth am See. Es ist eine Wohltat mit dem SAINT & SINNER über die leeren Straßen ins Remstal zu fahren. Wir sind unterwegs zu spirituellen Orten, zu denen seit vielen Jahrhunderten Menschen pilgern, um dem Heiligen und Göttlichen näher zu kommen. Voller Wissensdurst brechen Bruder Gottfried und ich zu unserer gemeinsamen Pilgertour im Wohnmobil auf.

Tag 1 – Ronchamp

Im Rheintal fahren wir an weiten Spargelfeldern vorbei, auf denen hunderte von Erntehelfern Spargel stechen. Unser erster Halt in Frankreich ist die Kapelle „Notre-Dame-du-Haut“ in Ronchamp. Sie ist ein Werk des bedeutenden Architekten Le Corbusier und wurde von der UNESCO inzwischen zum Weltkulturerbe ernannt. Wir haben nicht damit gerechnet, dass an diesem Wunderwerk der Betonbaukunst so stark der Zahn der Zeit nagte.

Kapelle „Notre-Dame-du-Haut“ (Ronchamp)

Tag 2 – Taizé/Cluny

Tag 2 – Taizé

Auf der Autobahn ging es dann zügig Richtung Taizé. In dieser kleinen burgundischen Gemeinde liegt die durch Gründer Frere Roger Schutz europaweit bekannte Communität. Die Idee der Communität ist von einem einfachen und schlichten Lebensstil geprägt und richtet sich in erster Linie an Gäste, die mindestens eine Woche dort verbringen. Für Wohnmobil-Kurzreisende können wir den naheliegenden Campingplatz in Cormatin zum Verweilen empfehlen. Wer sich als Tagesgast in Taizé anmeldet, ist eingeladen, an den spirituellen Gottesdiensten und Mahlzeiten teilzunehmen.

Taizé ist außerdem interessant für Leute, die sich dem „romanischen Burgund“ annähern möchten. Denn die Gemeinde bietet nichts anderes, als die romanischen Pilgerorte von vor tausend Jahren. Hier treffen sich junge Leute aus ganz Europa. Sie suchen hier nach ihren spirituellen Wurzeln. Viele Sprachen, Lebensgewohnheiten und Lebensentwürfe treffen aufeinander. Die Schlichtheit der Gottesdienste an diesem Ort fasziniert mich. Nach diesen tollen Erlebnissen machen wir uns auf den Weg von Taizé nach Cluny.

Tag 3 – Cluny/Tournus

Tag 3 – Cluny/Tournus

Die wenigen Reste der Kirche von Cluny, der einstmals größten weltweit, sind grandios. Die gewaltigen Dimensionen dieser Abtei standen für die Macht des Klosters, dem mehr als tausend Klöster in ganz Europa unterstellt waren. Gegen Mittag brachen wir zu einer schönen Fahrt durch die burgundische Hügellandschaft auf. Eine schmale Nebenstrecke führte uns von Donzy-le-Pertuis über den Mont St-Romain (bei schönem Wetter unbedingt einen Abstecher zum Aussichtspunkt machen!) und Brancion nach Tournus. Unser Halt in Brancion hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die dortige kleine Basilika ist der Prototyp einer romanischen Kirche – dunkel, schwer, mit hundert Prozent stimmigen Proportionen.

Abtei Cluny
Basilika in Brancion

Wir machen uns weiter auf den Weg Richtung Tournus. Die Abteikirche von Tournus ist vom Campingplatz zu Fuß am Flussufer entlang in zehn Minuten zu erreichen. Die Abteikirche von Tournus betritt man durch eine dunkle Vorhalle, in der dicke Säulen ein schweres Gewölbe tragen. Auf diesem Gewölbe steht eine Michaelskapelle. Der eigentlichen Kirche sind also zwei große übereinander liegende Räume vorgelagert. Eine ungewöhnliche architektonische Idee.

Abteikirche von Tournus
Michaelskapelle (Abteikirche von Tournus)

Tag 4 – Paray-le-Monial

Tag 4 – Paray-le-Monial

Wir haben uns die Zeit genommen, fernab der großen Straßen auf schmalen Sträßchen die Höhenzüge des Charolais zu überqueren. Mit Hilfe einer guten Karte und des Navis fanden wir den Weg: Macon – Fuisse – Solutré-Pouilly – Tramayes – Trambly – Matour – Montmelard – Bois-Ste-Marie.

Weite Ausblicke und enge Täler wechselten sich ab. In den tieferen Lagen wächst Wein. In den höheren weiden weiße Charolais-Rinder. Auf den schmalen Weinbergwegen und den steilen Waldstrecken hat sich unser SAINT & SINNER bestens bewährt. Selbst die engsten Haarnadelkurven der schmalen Weinbergwege bewältigte sein extrem guter Wendekreis ohne Zurücksetzen. Nach einer Fahrt mit wunderbaren Ausblicken kommen wir in der Stadt Paray-le-Monial an. Sie ist für ihre romanische Basilika Sacré-Cœur berühmt. Diese gilt als Prototyp der clunizianischen Baukunst und begeisterte uns vor allem von außen.

Ostfasade der Sacré-Cœur in Paray-le-Monial
Sacré-Cœur in Paray-le-Monial

Tag 5 – Autun

Tag 5 – Autun

Nach Zwischenstopps bei kleineren Kirchen in Montceaux-l’Etoile, Anzy-le-Duc, Varenne-l’Arcone und Perrecy-les Forges, kamen wir zum bisherigen Höhepunkt unserer Reise: die Kathedrale Saint-Lazare in Autun. Alleine das große Tympanon in der Eingangshalle auf der Ostseite ist eine Reise wert! Feinste künstlerische Ausgestaltung verbindet sich mit großem erzählerischen Reichtum. Bei genauer Betrachtung entdeckt man das faszinierende Spiel mit den Proportionen und eine unglaubliche Detailgenauigkeit.

Kathedrale Saint-Lazare von Autun

Auf den schmalen Weinbergwegen und den steilen Waldstrecken hat sich unser SAINT & SINNER bestens bewährt. Selbst die engsten Haarnadelkurven der schmalen Weinbergwege bewältigte sein extrem guter Wendekreis ohne Zurücksetzen.

Martin Heubach

Tag 6 – Vezelay

Tag 6 – Vezelay

Wir fuhren zunächst weiter nach Osten in den Parc Regional du Morvan. Frühlingsgrüne Wälder, gelegentlich ein Dörfchen, Bachläufe und Viehweiden mit weißen Charolais-Rindern. An den Wegrändern rosa Bachnelken, blaue Hyazinthen, auf den Wiesen gelber Hahnenfuß und weiße Margeriten – bunte Teppiche im frischen Grün.

Vezelay ist ein ganz alter Pilgerort. Er wurde ganz ausgesetzt auf einem Bergsporn gebaut, so dass ihn die Pilger schon aus weiter Ferne sehen. Heute ist Vezelay als Weltkulturerbe der UNECO ein Touristenziel. Vezelay ist aber auch ein Pilgerort geblieben, mit einer echten, von Nonnen betriebenen Pilgerherberge und einem Pilger-Gasthaus. Und man begegnet tatsächlich richtigen Fußpilgern mit Rucksack und Wanderstiefeln, Fahrradpilgern und Motorradpilgern.

Vezelay

Tag 7 – Fontenay/Montbard

Tag 7 – Fontenay/Montbard

In der Nacht auf unseren letzten Tag hat es auf unter vier Grad abgekühlt. Hier haben wir den Komfort unseres SAINT & SINNER sehr genossen, gemütlich warm. Es ist alles sehr praktisch und mit viel Stauraum für zwei Personen eingerichtet. Nach einem kurzen Morgenspaziergang brachen wir zum letzten Höhepunkt unserer Pilgerreise auf, der Abtei von Fontenay. Auf kleinen Sträßchen schaukelte uns der SAINT & SINNER durch eine sanfte und hügelige Landschaft, wieder vorbei an bunten Blumenwiesen und später an stahlblau blühenden Lein-Feldern.

Abtei Fontenay
Abtei Fontenay

Vor genau 900 Jahren wurde unter Bernhard von Clairvaux mit dem Bau der Abtei Fontenay begonnen. Der Klosterkomplex hat die Zeiten nahezu unbeschadet überstanden und ist wie Vezelay ein UNESCO-Weltkulturerbe. Der Klosterpark ist außergewöhnlich geschmackvoll angelegt und perfekt in die angrenzenden Wälder eingebunden – ein Gesamtkunstwerk.

Klostergarten der Abtei Fontenay

Wir haben unsere Reise auf einem der schönsten Campingplätze abgeschlossen. Hier in Montbard schaffen Kirschlorbeerhecken für jeden Camper eine eigene Nische. Der ganze Platz ist von großen Bäumen überwölbt. In diesen grünen „Räumen“ fallen wir mit unserem rot-weißen SAINT & SINNER noch mehr auf als sonst. Er ist zwischen den weißen oder grauen Fahrzeugen ein richtiger Hingucker!

Am Anfang unserer Reise hatten wir nur eine vage Vorstellung davon, was Pilgern mit dem Wohnmobil bedeuten könnte. Am Schluss blicken wir auf sieben Pilgertage zurück, die wir in dieser Intensität nicht erwartet hätten. Mit einem PKW und Hotelunterkünften hätten wir sie wohl kaum so füllen und er-fahren können. Das Thema „Pilgern“ war allgegenwärtig. Wir kamen mit einigen der bedeutendsten europäischen Pilger-Kirchen in Berührung. Wir haben entdeckt, wie Pilgern bis heute spirituelle Erfahrungen vermittelt.

Spirituelles Reisen ist jene Form des Reisens, der Erholung und des Ausspannens, die sich aus der Sehnsucht nach postmateriellen Werten, nach Heilserwartungen, Ganzheitsvorstellungen und einem Drang nach Übersinnlichem speist.

Prof. Eva Brucker, Salzburg

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Bilder: Gottfried Heubach

Martin Heubach ist Diakon bei den Missionarischen Diensten.
Hier finden Sie seine Kontaktdaten.

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Pilgern einmal anders: mit dem SAINT & SINNER durch Frankreich
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Pilgern einmal anders: mit dem SAINT & SINNER durch Frankreich
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Eine Woche quer durch Frankreich. Ziel: die schönsten und interessantesten Kathedralen, Kirchen und Klöster des Landes. Martin Heubach fährt mit dem SAINT & SINNER von Campingplatz zu Campingplatz, um sich inspirieren und spirituell begeistern zu lassen.
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