Einleitung

Unsere Fahrt mit dem SKY TI 650 MEG geht weiter. Quer durch Skandinavien hindurch, bis nach Lettland. Vorbei an roten Häusern und an blonden, pausbäckigen Kindern, die genauso aussehen, wie ich es mir bei Astrid Lindgren immer vorgestellt hatte. Die Landschaft ist wunderschön. Überall könnte ich zum Fotografieren anhalten oder in eines der gemütlich aussehenden Cafés mit Spitzengardinen im Fenster einkehren.

Doch die Zeit drängt, wir müssen weiter. Durch den unverschuldeten Unfall beim Start unserer zweiten Etappe sind wir eh schon spät dran.

Deswegen setzen wir uns eine „Challenge“: drei Berge an einem einzigen Tag. Die Karte (ja, wir reisen noch mit der guten alten Landkarte, meine geheime Leidenschaft seit meinem Geographiestudium) verrät uns, dass die Berge zusammengezählt knapp 1.000 Höhenmeter ergeben und es ein bisschen über 500 Kilometer zwischen den Gipfeln sein sollen. Der SKY TI 650 MEG fährt sich sehr gut, er ist für seine Größe erstaunlich wendig und schnell, die Sitze sind bequem – unsere erste Station in Estland erreichen wir in Rekordzeit!

Estland

Motiviert klettern wir früh morgens aus unseren bequemen, großen Betten, schlürfen einen schnellen Kaffee und packen unsere Sachen für die „lange“ Wanderung zum Suur Munamägi. Der Berg ist gewaltige 318 Meter hoch. Die Wanderung dauert 10 Minuten, aber nur, weil ich zwischendurch noch fotografiere. Auf dem Hügel steht ein Aussichtsturm, der so früh am Morgen noch geschlossen ist. Wir sind darüber ganz froh, denn so stören wir keinen mit unserer Drohne. Aus der Luft sieht man erst, warum der Berg seinen Namen trägt: Er sieht aus wie ein Ei, das ein Riesenhuhn in die Landschaft gelegt hat. Übersetzt heißt „Suur Munamägi“ „der große Eierberg“.

Die höchste Erhebung des ganzen Baltikums ist aus kristallinem Gestein, wie auch die Umgebung. Hier sickert das Wasser nicht ab und bildet überall kleine Teiche und Tümpel. Zuerst laufe ich achtlos daran vorbei, doch dann entdecke ich, dass es darin vor Leben nur so wimmelt: Frösche, Molche, Libellen, Vögel. Die Tümpel sind wertvolle Biotope, die im Rahmen von Natura 2000 geschützt sind. Leider verschwinden sie im Zuge der Modernisierung des Landes immer mehr. Die Landwirtschaft geht zurück und damit auch die kleinen Teiche, die früher der Wasserversorgung und als Tiertränke dienten.

Estland ist eines der fortschrittlichsten Länder weltweit, was die Internetnutzung und den Ausbau des Netzes betrifft. Fast überall gibt es kostenloses Internet, übrigens das schnellste, das ich je erleben durfte (wir wohnen auf dem bayerischen Land). Übrigens: Skype ist ursprünglich ein estnisches Produkt. Und trotz aller Digitalisierung hat Estland die höchste Zeitungsleserrate der Welt, mit einer Gesamtauflage von 523 Tageszeitungen pro 1.000 Einwohnern.

Je mehr ich über Estland erfahre, desto mehr bedauere ich, das Land schon wieder verlassen zu müssen. Zu gerne hätte ich noch die Altstadt der Hauptstadt Tallinn besichtigt, die UNESCO Weltkulturerbe ist. Doch die Uhr tickt.

Lettland

170 Kilometer und fast sieben Stunden später sind wir in Lettland, am Gaising, auf lettisch “Gaizinkalns”. Die Straßen sind seit dem Überfahren der Grenze Lettlands plötzlich unglaublich viel schlechter. Wir rattern mit unserem SKY TI über kurvige Pisten. Zum Glück ist unser Camper gut verarbeitet, so dass sich keine Schrauben oder Scharniere lösen.

Leider haben wir keine Chance, anzuhalten, um Land und Leute kennenzulernen, geschweige denn fotografieren zu können. Überall funkeln Flüsse in der Sonne und Seen laden zum Baden ein. Lettland ist etwas kleiner als Bayern, ist dünn besiedelt und besitzt viele Gewässer. Ich schwimme für mein Leben gerne und mir fällt es ungemein schwer, nicht in einen der einsamen Seen zum Abkühlen zu springen. Das nächste Mal suchen wir uns ein Projekt mit Wasser! Doch noch ist es nicht so weit und wir brechen zur zwei Kilometer langen Rundwanderung zum höchsten Punkt Lettlands auf.

Auf dem Gipfel steht ein vier Meter hoher Miniaturturm, der an den ehemaligen Aussichtsturm erinnern soll. Dieser 41 Meter hohe Turm sollte den Gaising zum höchsten Punkt des Baltikum machen. Leider hat man vergessen, zuerst ein Fundament darunter zu errichten und so wurde der Turm nie eröffnet und 30 Jahre später abgerissen. Irgendwie muss ich an den Berliner Flughafen denken…

Litauen

Mittlerweile ist es schon 15:00 Uhr und wir haben noch 330 Kilometer vor uns. Normalerweise kein Problem, doch auf diesen Straßen? Basti gibt Gas, während ich friedlich auf dem gemütlichen Beifahrersitz, der sich weit zurückstellen lässt, schlafe. Doch wir kommen erst weit nach Mitternacht in Litauen an. Gähnend stimmen wir überein, dass ein Tag ja nur 24 Stunden hat und verschieben die Besteigung des Aukstojas auf den nächsten Tag.

Wieder klingelt unser Wecker viel zu früh, doch alle Müdigkeit ist bei Blick nach draußen verflogen: Die ersten Sonnenstrahlen vertreiben den Morgennebel. Vor uns liegen blühende Wiesen und eine Landschaft, gesprenkelt mit kleinen Bauerngehöften, von Apfelbäumen umgeben, die sich unter dem Gewicht der rotbackigen Äpfel biegen. Aus der Ferne beobachten wir eine Bauernfamilie beim Ernten von Kartoffeln. Alles strahlt eine tiefe Ruhe und Melancholie aus. Vielleicht liegt es an unserer Müdigkeit, vielleicht aber auch an der Atmosphäre: Ich sitze einfach nur da, fast eine Stunde lang, und genieße die Aussicht. Ich hätte nie gedacht, dass mich ein 293,84 Meter „hoher“ Berg so fasziniert.

Wieder fällt mir der Abschied schwer, denn so gerne hätte ich mehr Zeit für diese drei Länder gehabt, die erst seit weniger als 30 Jahren eigene Staaten sind. Wie toll wäre es gewesen, sich länger mit dem Kartoffelbauer zu unterhalten, der ein großer Fan von Bayern München ist.

Tschechien

Wir lassen das Baltikum hinter uns, reisen einmal quer durch Polen und landen mit dem überraschend sparsamen SKY TI in Tschechien. Schon als Kind haben mich Sagen vom Riesen Rübezahl fasziniert, nun darf ich seine Heimat, das Riesengebirge, selbst erwandern. Die Schneekoppe ist 1.603 Meter hoch, 850 Höhenmeter und 8 Kilometer beträgt der Fußmarsch auf den Gipfel.

Wir wandern im Kiefernwald los und sind rasch in der subalpinen Zone mit ausgedehnten Wäldern aus Latschenkiefern, die sich am Hang anschmiegen. Die krummen Gehölze erinnern mich ein wenig an Zeichnungen von Haaren und Bart des Riesen Rübezahl. Die Baumgrenze liegt nicht wie bei uns in den Alpen bei ungefähr 1.800 Metern, sondern beginnt schon bei 1.200 Metern. Hier findet man auch sogenannte subarktische Hochmoore, Überbleibsel der arktischen Tundra, die während der Eiszeiten Mitteleuropa prägte. Aufgrund der Verbindung zu den Alpen konnten sich auch viele endemische Arten entwickeln, die es nur im Riesengebirge gibt. Wie viele Besucher, die mit der Sesselbahn auf die touristisch gut erschlossene Schneekoppe gelangen, sich wohl Gedanken über die fragile Bergwelt hier oben machen? Die meisten genießen wahrscheinlich einfach nur die wundervolle Aussicht, die sich hier bietet.

Neben dem atemberaubenden Blick über das Riesengebirge nutze ich die Zeit, um mich fotografisch auf ein paar Details dieser einzigartigen Landschaft einzulassen. So vergeht die Zeit wie im Flug – und schon mahnt uns die Uhr, wieder zurück zum Reisemobil zu gehen. Unsere letzte Etappe geht nämlich hier schon zu Ende. Hinter uns liegen viele tausend Kilometer (und viele tausend Klicks auf den Auslöser) und jede Menge Eindrücke, die uns noch ein Weile begleiten werden. Vielen Dank an das ganze Team bei Knaus Tabbert, das diese Reise erst möglich gemacht hat. Und natürlich noch einmal an Rikis Wohnmobile, die uns in höchster Not mit dem tollen SKY TI aus der Patsche geholfen hat. Es war uns eine Freude – und wer weiß, vielleicht bis zum nächsten Mal!

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Ulla Lohmann ist Expeditionsfotografin und -filmerin, unter anderem für GEO, National Geographic & BBC. „Don’t Dream it – Do it“ ist ihr Motto. Schon als Kind liebt sie es, sich Abenteuer-Geschichten auszudenken und sie dann zu verwirklichen. Heute ist Ulla auf Expeditionen in der ganzen Welt unterwegs und erzählt Geschichten von entlegenen und unerforschten Orten.

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Abenteuer Europa: Mit Ulla Lohmann zu den höchsten Gipfeln des Baltikums
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Abenteuer Europa: Mit Ulla Lohmann zu den höchsten Gipfeln des Baltikums
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Fotografin Ulla Lohmann reist im KNAUS SKY TI zu den höchsten Gipfeln Estlands, Lettlands, Litauens und Tschechiens.
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