Einleitung
KNAUS feiert 30 Jahre KNAUS Reisemobile und blickt auf eine bewegte Zeit zurück. Controllerin Heidi Selaskwoski, Messebauer Erich Kellhammer und Lagerleiter Johann Graf sind seit über 30 Jahren bei KNAUS und erinnern sich in unseren Interviews an die Anfangszeit der Reisemobile – und was sich seit dem ersten KNAUS TRAVELLER alles getan hat.
Heidi Selaskowski
KNAUS: Liebe Frau Selaskowski, bevor wir einen Blick in die bewegte Vergangenheit bei KNAUS werfen, verraten Sie uns doch kurz, was Sie aktuell im Unternehmen machen.
Ich arbeite aktuell im Controlling. Dort kümmere ich mich vor allem um die Zahlen, hauptsächlich werte ich Verkaufsstatistiken aus. Zwischendurch tut da ein bisschen Auflockerung ganz gut, deshalb fahre ich gerne mit zu Messen, um Gespräche mit Kunden zu führen, oder mir unsere Produkte mal ganz genau anzusehen. Ich freue mich dann auf die Abwechslung, Kollegen zu treffen und mal nicht den ganze Tag am Schreibtisch zu sitzen.
KNAUS: Wie sah denn Ihre Anfangszeit bei KNAUS aus?
Ich habe 1983 hier in Jandelsbrunn angefangen. KNAUS war damals im Aufbruch, die Branche hatte ihr erstes richtiges Hoch. Das war schon eine spannende Zeit, weil wir viel selber mit aufgebaut haben und oft improvisieren mussten. Meine Abteilung war riesig, weil alles unter einem Dach war, das Marketing, die Messeleute, und so weiter. Ich weiß noch, wie wir die Kataloge komplett selbst erstellt und verschickt haben, oder die Händlermappen per Hand einsortiert. Das war mühsam und viel hektischer als heute, weil ja alles immer pünktlich fertig sein musste, ohne große Automatisierung. Da erleichtert die EDV heute schon vieles. Damals gab es noch nicht mal elektrische Schreibmaschinen. Aber wenigstens konnten wir Lochstreifen faxen.
KNAUS: Wann kamen denn die ersten Computer?
Ende der 80er kamen die ersten Computer im Controlling. Das war damals hochmodern, aber wir mussten immer noch meterlange Listen per Hand kontrollieren. Insgesamt war überall viel Handarbeit. Die Messestand-Dekorationen wurden in der Schreinerei gebaut – und hat mal was nicht gepasst, wurde es passend gemacht.
KNAUS: 1988 kam das erste KNAUS Reisemobil auf den Markt – eine Sensation! Was war das für ein Gefühl für Sie?
Im ersten Moment herrschte eine gewisse Unsicherheit. Ursprünglich war KNAUS ja ein reiner Wohnwagenhersteller. Wir wussten ja nicht einmal, ob Reisemobile für Kunden überhaupt interessant sind. Die Preise waren nämlich sehr hoch im Vergleich zu Wohnwagen. Aber wir waren überzeugt vom TRAVELLER und haben es versucht. Heute würde man sagen, dass uns der Erfolg Recht gegeben hat.
KNAUS: Was hat sich seit dem ersten Modell getan?
Ich glaube, dass sich vor allem die Funktion und das Design der Fahrzeuge geändert hat. Damals war alles sehr eckig und kantig, das ganze Fahrzeug sah aus wie ein Kasten auf Rädern. Aber der TRAVELLER hatte alles, was man brauchte. Heute ist die Ausstattung natürlich viel moderner und das Design runder und schnittiger. Aber natürlich hat sich auch bei uns in der Produktion viel getan. Am Anfang war die Nachfrage noch nicht so hoch, Reisemobile waren Exoten. Das hat sich aber schnell geändert. Und dann ging es los: Chassis mussten zugekauft werden, die Produktionshallen wurden erweitert. Das war schon ein großer Umbruch. Ähnlich wie heute, wo ja auch wieder ein große Aufbruchsstimmung im Unternehmen herrscht.
„Ursprünglich war KNAUS ja ein reiner Wohnwagenhersteller. Wir wussten ja nicht einmal, ob Reisemobile für Kunden so interessant sind.“
Heidi Selaskowski
KNAUS: Und bei Ihnen persönlich? Wie hat sich Ihre Arbeitsalltag verändert?
Im Grunde gar nicht so sehr, aber über den Computer freu ich mich schon sehr. Grundsätzlich war das Unternehmen Mitarbeitern gegenüber immer kulant und kooperativ. Ich konnte flexibel arbeiten und so meinen Fokus auf die Familie legen, solange es notwendig war. Anfangs war die Stimmung in der Firma natürlich sehr Familiär. Herr Knaus war noch ein sehr klassischer Chef, ein Unternehmertyp. Er hat die Leute gefördert und gefordert, das machte ihn sehr beliebt – aber auch zu einer sehr respektierten Persönlichkeit. Heute sind die Vorgesetzten eher Kollegen, die man schätzt und mit denen man sich auch gut austauschen kann.
KNAUS: Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft im Unternehmen vor?
Naja, noch einmal 35 Jahre werden es wahrscheinlich nicht mehr werden. Viele meiner Kollegen von damals gehen jetzt in Rente. Wenn ich dann sehe, was sich hier gerade alles tut und wie sich die Firma entwickelt, habe ich da noch gar keine Lust dazu. Es ist ja gerade so spannend, da bleibe ich gerne noch ein Weilchen hier.
Erich Kellhammer
KNAUS: Herr Kellhammer, vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit nehmen. Sie sind ja ein echtes KNAUS-Urgestein. Wie hat denn alles angefangen?
Ich habe 1976 bei KNAUS angefangen und die ersten vier Jahre am Band Wohnwagen gebaut. Nach dem Umzug der Firmenzentrale nach Jandelsbrunn habe ich dann den Messeaufbau übernommen. Schon meine erste Messe war im Ausland. Holland, Amsterdam, rein ins kalte Wasser. Das hat aber trotz Sprachbarriere gut geklappt.
KNAUS: Wie haben Sie denn die Stimmung damals empfunden – in Jandelsbrunn und auf den Messen?
Die Stimmung war toll, ich würde sagen, das war wirklich eine Aufbruchsstimmung. Wir haben in Jandelsbrunn mit 200 Leuten angefangen – und heute sind es weit über 1000 Menschen alleine an diesem Standort.
Auf den Messen war ich fast für alles zuständig. Organisation, Ausführung, Aufbau, Abbau, Betreuung, Logistik – nur gekocht hab ich nicht. Das war alles gar nicht so leicht damals. Stellen Sie sich mal vor: kein Handy, kein Computer, nichts. Wenn ich telefonieren wollte, musste ich in die Telefonzentrale der Messe gehen. Und trotzdem hat alles funktioniert, weil wir uns alle gut abgesprochen haben und sich dann auch jeder einfach an diese Absprachen gehalten hat.
Es wurden auch jedes Jahr mehr Messen und immer weiter weg: Schweiz, Italien, Frankreich, England, Norwegen. Und heute haben wir fünf Marken, und viel mehr Fahrzeuge als damals. Allein in Düsseldorf waren es in diesem Jahr mehr als 150 Fahrzeuge, vor allem Reisemobile. Das sah damals auch noch anders aus.
KNAUS: Gutes Stichwort: Wie war das denn, als 1988 das erste KNAUS Reisemobil auf den Markt kam?
Wir haben den TRAVELLER auf der Messe in Essen vorgestellt. Das war schon eine aufregende Zeit. Die Kunden waren begeistert, weil er optisch für die damalige Zeit sehr gelungen war. Und die Verkaufszahlen haben kurz darauf auch ganz schön angezogen, bei KNAUS ist es also steil bergauf gegangen, jedes Jahr ein neues Hoch.
Apropos hoch, da fällt mir eine Geschichte ein: Ende der 80er waren die Reisemobile viel höher als heute. Die Tore zu den Messehallen in Stuttgart waren dafür gar nicht ausgelegt. Da mussten wir die Luft aus den Reifen rauslassen und Leute ins Fahrzeug setzen, damit sie niedriger wurden, sonst wären wir gar nicht in die Halle gekommen. Das war absolute Millimeterarbeit – ausgerechnet im Januar, bei Schnee und Eiseskälte. Aber haarscharf hat es dann doch gepasst. Wer weiß, was wir sonst gemacht hätten!
KNAUS: Das klingt ja sehr spannend – ist Messearbeit wahrscheinlich aber immer, oder?
Ja, natürlich. Die Aufgaben werden immer mehr, die Stände immer größer, das wird nie langweilig. Mittlerweile brauchen wir 50 LKW-Ladungen nur für die Fahrzeuge, dazu Sattelzüge mit Messematerial. Mit Aushilfen aus anderen Abteilungen geht das nicht mehr und die Produktion kann eh niemanden entbehren, so voll sind die Auftragsbücher. Deswegen sind wir jetzt fünf feste Mitarbeiter im Messeteam. Und wenn gerade keine Messe ansteht, kümmern wir uns im Hintergrund um Fotoshootings oder Kundentreffen. Die Abwechslung ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Johann Graf
KNAUS: Herr Graf, sie sind auch seit fast 30 Jahren im Unternehmen. Wie sind Sie denn nach Jandelsbrunn gekommen?
1991 habe ich als Lagerleiter angefangen, das ist jetzt fast 28 Jahre her. Damals sollte ich die Bestandsführung aufbauen, um den Wareneinsatz besser kontrollieren zu können. Nach ein paar Jahren kam dann die komplette Materialwirtschaft dazu, zusammen mit EDV und viel SAP. Das war schon sehr komplex, vor allem, weil alle Standorte koordiniert werden sollten. Und jetzt muss ich langsam an die Übergabe denken, weil irgendwann doch die Rente ruft.
„Die Fahrzeuge selbst sind jetzt auch viel individueller als früher. Es gibt zahlreiche spezifische Kundenwünsche, da gleicht kein Fahrzeug mehr dem anderen.“
Johann Graf
KNAUS: 1991 haben die Reisemobile bei KNAUS so richtig Fahrt aufgenommen. Wie hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Reisemobile waren immer noch sehr neu damals. Wir hatten kaum Erfahrung, gerade beim Materialeinsatz oder bei Stücklisten. Das zu organisieren war nicht leicht, aber zum Glück war die Stimmung fast euphorisch, weil die Verkaufszahlen so hoch waren. Das hat natürlich motiviert und wir mussten schnell Lösungen finden. Ein Beispiel: Das Reisemobilband war ganz klein, die Halle hatte nur knapp 80 Meter Länge. Also mussten wir das Band kurzerhand um die Kurve legen – trotzdem hatten wir Vollauslastung – Überstunden und Samstagsproduktion waren an der Tagesordnung.
KNAUS: Das klingt nach einer sehr stressigen Zeit. Haben Sie denn selbst auch mal in die Begeisterung Reisemobile hineingefülht?
Natürlich – obwohl ich vor meiner Zeit bei KNAUS kein Camper war. Am Anfang habe ich beides ausprobiert, Wohnwagen und Reisemobile. Für den TRAVELLER hat mein Herz sofort geschlagen. Mit ihm waren wir oft in Österreich in den Bergen, in Kroatien, Italien, an der Nordsee, das hat mich zum echten Camper gemacht. 2004 hab ich mir dann selber einen KNAUS BOXSTAR gegönnt. Und, was soll ich sagen, der läuft, läuft und läuft. 120.000 Kilometer hat er mittlerweile auf dem Tacho. Letztes Jahr sind wir über 5.000 Kilometer durch Skandinavien gefahren. Es war fast wie am ersten Tag.
KNAUS: Wie haben Sie als Lagerleiter die Veränderungen im Reisemobilbau erlebt?
Da hat sich wahnsinnig viel getan in den letzten Jahrzehnten. Heute gibt es exakte Pläne, vieles ist automatisiert, auch am Band. Früher war links und rechts eine Leiter, heute sind Bühnen und Rampen selbstverständlich. Aber nach wie vor ist vieles Handarbeit.
Die Fahrzeuge selbst sind jetzt auch viel individueller als früher. Es gibt zahlreiche spezifische Kundenwünsche, da gleicht kein Fahrzeug mehr dem anderen. Das merke ich natürlich auch am Materialstand. Vor 30 Jahren hatten wir ungefähr 6.000 verschiedene Artikel, heute sind es ca. 15.000. Tendenz steigend!
KNAUS: Wie sehen Sie die Zukunft der Reisemobile?
Ich glaube, die Nachfrage bleibt weiter so hoch. Die Urlaubsform ist einfach einzigartig und entspricht dem Zeitgeist, das merken auch immer mehr junge Leute. Und ich höre immer öfter, dass Rentner ihr Haus verkaufen, um im Wohnmobil die Freiheit zu genießen, mit viel Zeit die Welt zu erkunden. Wer weiß, vielleicht klemme ich mich ja auch bald mal für eine längere Auszeit hinters Lenkrad.
Wir bedanken uns sehr für die Interviews und wünschen noch weiter frohes Schaffen.